In Zusammenarbeit mit Jenapharm
Ich bin immer wieder erstaunt, wie in einer scheinbar so aufgeklärten Gesellschaft so viele zu wenig über Verhütung wissen. Und damit möchte ich nicht mit dem Finger auf andere zeigen, denn diese Aussage gilt genauso für mich. Schon letztes Jahr habe ich mein Wissen zur Pille-danach aufgefrischt und war sehr erstaunt darüber, dass ich nicht nur zu wenig wusste. Ich hatte schlichtweg ein völlig falsches Bild von der Funktionsweise.
Als ich dann von @meinliebesleben eine Anfrage für das #meineverhuetung BarCamp von Jenapharm zum Thema Verhütung erhielt, war ich direkt begeistert. Zum einen freute ich mich wahnsinnig auf den Austausch mit den GynäkologInnen und anderen Influencern und darauf, dieses wichtige Thema auf meinen Plattformen anzusprechen. Gleichzeitig ahnte ich schon, dass ich außerdem viel fachliches Wissen mitnehmen würde.
Anfang Juni habe ich bei Instagram eine Umfrage zum Thema Verhütung geteilt und der große Konsens war, dass die meisten gerne hormonfrei verhüten möchten und – was ich viel bemerkenswerter finde – sich sehr viele bei ihrem Frauenarzt nicht gut genug beraten fühlen oder sogar das Gefühl haben, ihnen würde etwas aufgeschwatzt. Tatsächlich habe ich das alles auch schon in meinem Freundeskreis gehört. Dies aber noch einmal in der Menge durch die Umfrage vor Augen geführt zu bekommen, war fast schon erschreckend.
“Fast ein Drittel fühlt sich nicht gut oder sogar sehr schlecht beraten”
Entsprechend motiviert für einen Austausch ging es also für mich zum #meineverhütung BarCamp. Nicht wie ursprünglich geplant nach München, sondern auf eine virtuelle Konferenz von zu Hause aus. Corona macht eben auch vor wichtigen Themen nicht Halt.
Wir haben viel über die verschiedenen Verhütungsmöglichkeiten gesprochen, aber auch über die Tatsache, dass viele sich nicht gut beraten fühlen. Dabei war es sehr interessant, auch die Sicht der FrauenärztInnen zu bekommen und darüber zu diskutieren, wie jede Frau die Verhütungsmethode findet, die zu ihr passt.
Bessere Verhütungsberatung und was du dafür tun kannst
Es gibt viele Informationen und Erfahrungsberichte im Internet, ein Gespräch mit deinem Frauenarzt kann dies aber nicht ersetzen. Gleichzeitig ist Verhütung ein sensibles und intimes Thema. Deswegen solltest du unbedingt sicherstellen, dass du deinem Frauenarzt vertraust und du dich bei ihm gut aufgehoben fühlst. Stelle dir selbst Fragen wie: Kann ich meinem Frauenarzt ohne Scheu Fragen stellen? Fühle ich mich und meine Bedürfnisse ernst genommen? Und stellt mein Frauenarzt MIR eigentlich die wirklich wichtigen Fragen, wenn es um das Thema Verhütung geht? Die Antworten darauf sind viel wichtiger als die Tatsache, dass du auf Termine oder im Wartezimmer ein bisschen länger warten musst.
In der Praxis ist es oftmals aus Zeitdruck wirklich nicht ganz einfach, dem Thema Verhütung den nötigen Raum zu geben. Aber du kannst selbst einiges dafür tun, um eine gute Beratung bei deinem Frauenarzt zu bekommen.
Am besten beschäftigst du dich schon vorher damit, welche Methoden für dich in Frage kommen. Hierbei können Seiten wie der Verhütungscheck helfen. Achte außerdem darauf, wie du deine Wünsche kommunizierst. Nicht selten wird aus „ich möchte verhüten und mich dazu beraten lassen“ ein „ich möchte die Pille“. Die Pille wird als Synonym für Verhütung genannt, oftmals im Unwissen über die vielen verschiedenen Möglichkeiten. In diesem Fall kann dein Frauenarzt denken, dass für dich nur die Pille in Frage kommt und verschreibt dir (wenn medizinisch nichts dagegenspricht) diese auch. Das erklärt möglicherweise, weshalb immer wieder zu hören ist, der Frauenarzt hätte ja direkt nur die Pille verschrieben und diese als alternativlos dargestellt.
Außerdem solltest du dir regelmäßig und am besten schon vor der Terminabsprache überlegen, welche Fragen du an deinen Frauenarzt hast. Notiere dir diese auf deinem Handy oder auf einem persönlichen Fragebogen. Nimm dir immer wieder ein paar Momente dafür Zeit, denn meistens werden wichtige Fragen, die dir auf dem Herzen liegen, im Sprechzimmer vergessen.
Im besten Fall fragst du dich selbst regelmäßig, ob du mit deiner Verhütung zufrieden bist. Haben sich möglicherweise deine Lebensumstände geändert, sodass eine andere Methode vielleicht inzwischen viel besser zu dir passt? Vielleicht hat sich dein Beziehungsstatus geändert, deine Einstellung zu bestimmten Verhütungsmittel oder deine Familienplanung. Deine Verhütung sollte aber immer zu deinem Leben passen.
Wenn du Bedarf hast, über deine Verhütung zu reden, dann setze dich mit deinem Gynäkologen in Verbindung. Du kannst dir einen Termin speziell für ein Beratungsgespräch zum Thema Verhütung geben lassen, damit genügend Zeit für alle deine Fragen ist und diese während der Vorsorgeuntersuchung nicht untergehen.
Tipps für eine bessere Beratung beim Frauenarzt
- Informiere dich vorher, welche Methoden für dich in Frage kommen (z.B. mit dem Verhütungscheck (TrackingLink)
- Notiere dir Fragen frühzeitig, zum Beispiel in deinem Handy oder mit Hilfe einer Checkliste
- Lass dir einen Termin nur für deine Verhütungsberatung geben
- Suche dir einen Frauenarzt, bei dem du dich wohl und ernstgenommen fühlst
- Halte nach Frauenärzt*innen mit Mädchen- bzw. Teenager-Sprechstunden Ausschau – in diesen wird sich oft noch einmal mehr Zeit für Fragen genommen
Du siehst, dass du selbst einiges dafür tun kannst, um eine gute Beratung zu erhalten. Sei dir vor allem dessen bewusst, wie vielseitig die Möglichkeiten zur Verhütung sind. Statt Trends wie „hormonfrei“ nachzugehen, sei offen und dir bewusst, dass es die wirklich perfekte Methode leider (noch) nicht gibt. Alle Verhütungsmethoden haben Vor- und Nachteile und für jede Frau – vielleicht sogar für deine Schwester oder deine beste Freundin – eignet sich etwas anderes am besten. Einen wirklich umfassenden Überblick zu verschiedensten Methoden, deren Wirkweise und vor allem auch der jeweiligen Zuverlässigkeit, gibt es in der Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Link zur Broschüre).
Mythen, Halbwahrheiten und was ich Neues gelernt habe
Mache dich auf jeden Fall frei von Vorurteilen und Halbwissen. Denn es gibt sehr viele Frauen, deren Wissen diesbezüglich unzureichend ist, selbst bei Methoden, die sie selbst anwenden.
Interessant fand ich deshalb den Ansatz, Verhütungsmethoden nicht in z.B. hormonelle vs. hormonfreie Verhütung einzuteilen, sondern nach ihren „Konzepten“. So kann man die Methoden in „systemisch“, „natürlich“ und „lokal“ unterteilen. Bei der systemischen Verhütung gelangt der Wirkstoff direkt in die Blutbahn und wirkt so im ganzen Körper. Das ist zum Beispiel bei der Kombinationspille (der „klassischen” Pille) der Fall. Eine Spirale, aber auch das Kondom, verhütet hingegen lokal bzw. gewissermaßen als Barriere direkt im Genitale der Frau. Zu den „natürlichen” Methoden gehört vor allem die symptothermale Methode oder auch natürliche Familienplanung, die mittels Ermittlung der fruchtbaren bzw. unfruchtbaren Tagen der Frau funktioniert. Dabei darf an den fruchtbaren Tagen VOR dem Eisprung entweder kein Geschlechtsverkehr oder nur entsprechend geschützter Geschlechtsverkehr stattfinden.
Durch den Ansatz der „Verhütungskonzepte“ habe ich z.B. auch einen ganz neuen Blick auf die Hormonspirale bekommen, die eigentlich besser Verhütungsschirmchen genannt werden sollte. Warum? Weil der Begriff Hormonspirale etwas irreführend ist, wenn man sich die Methode genauer anschaut: Zum einen weckt der Begriff „Spirale“ oft negative Assoziationen, die eine falsche Vorstellung hervorrufen: Das Verhütungsschirmchen ist, wie auch die Kupferspirale, ein kleiner T-Körper aus
Kunststoff mit einer Größe von circa 3 x 3 cm. Zum anderen steckt ein völlig anderer Verhütungsmechanismus dahinter als bei der Pille. So wirkt das Verhütungsschirmchen nur über ein Gestagen, also Östrogen-frei. Damit handelt es sich zwar auch um eine hormonelle Methode, da die Verhütung beim Verhütungsschirmchen aber vor allem in der Gebärmutter erfolgt, bleiben der Eisprung und der natürliche hormonelle Zyklus in der Regel erhalten.
Wenn ihr mehr über das Verhütungsschirmchen bzw. die verschiedenen Arten von Spiralen nachlesen wollt, kann ich euch diese Broschüre mit 10 häufig gestellten Frage und Antworten empfehlen.
Fest steht: Verhütung ist immer individuell und muss an die eigenen Bedürfnisse und die persönlichen Lebensumstände und vor allem auch an die individuelle Lebensplanung angepasst werden – was gut für alle deine Freundinnen passt, muss bei dir nicht auch die beste Option sein. Um besser einzuordnen, welche Verhütungsmethode für dich persönlich am besten geeignet ist, kann dir neben dem VerhütungsCheck auch die folgende Grafik weiterhelfen:
Sie basiert auf drei zentralen Aspekten bzw. Fragestellungen:
- Wie wichtig ist dir Verhütungssicherheit?
- Möchtest du, dass deine Verhütungsmethode deine Monatsblutung positiv beeinflusst, sie also kürzer, schwächer, und/oder schmerzärmer macht?
- Wie stehst du zu verschiedenen Wirkstoffen, wie z.B. Östrogenen, Gestagenen oder Kupferionen?
Diese Fragen können auch eine super Vorbereitung auf dein nächstes Frauenarzt-Gespräch sein! In diesem Sinne: Pack das Thema an, informiere dich und, vor allem, setze dich mit deinen persönlichen Wünschen und Anforderungen auseinander.
Denn Verhütung ist vor allem auch Selbstliebe: Höre auf deinen Körper und entscheide, was für dich am besten passt. Ganz unabhängig von Trends und deinem Freundeskreis.